Säulenobst für den Hausgarten

Säulenbäume gibt es bei verschiedenen Obstarten. Der Säulenwuchs ist nur beim Apfel genetisch fixiert.  Diese Sorten bilden keine langen Seitenäste, sondern viele Blüten-tragende Kurztriebe direkt am Stamm. Bei allen anderen Arten sind Sorten ausgewählt, die relativ steile Seitentriebe bilden und somit schmal und schlank bleiben. Mit den Wuchseigenschaften unterscheidet sich auch der Schnitt.

Ursprung des Säulenapfels
Die Säulenformen des Apfels stammen von einer natürlichen, zufällig entstandenen Mutante der Apfelsorte McIntosh namens Wijcik ab, die Mitte der 60iger Jahre in British Columbia, Kanada gefunden worden ist. Ein Ast auf einem McIntosh Baum in einer Erwerbsanlage zeigte den gedrungenen Wuchs. Diese Mutante wurde von vielen Instituten verwendet zur Züchtung von Säulenapfelbäumen. Die europäische „Linie“ stammt vor allem aus dem englischen Züchtungsinstitut East Malling. Die sog. Ballerina-Sorten, die jedoch recht krankheitsanfällig waren und auch bezüglich der Fruchtqualität nicht genügten, wurden für die Weiterentwicklung verwendet. Heute bewähren sich vor allem die Sorten Rondo, Galahad pomredrobust, Lancelot pomforyou, Sonate und Rhapsodie durch Fruchtqualität und Robustheit. Säulenapfelsorten wachsen sehr schwach und kompakt. So sind sie auf mittelstarke Unterlagen wie z.B. MM 106 oder M 111 veredelt. Sie bilden einen dominanten, gestauchten (kurznodigen) Mitteltrieb, der mit kurzen Seitentrieben (Fruchtspiessen) garniert ist.

Der Schnitt ist einfach. Man führt keinen Pflanzschnitt durch und lässt die Triebspitze unangeschnitten. Er würde die bei dieser Wuchsform nicht gewünschten Seitenverzweigungen auslösen. In den ersten 6-8 Jahren ist keine Höhenreduzierung der Mittelachse erforderlich. Bilden sich stärkere, längere als 20 cm Seitentriebe, entfernt man diese direkt an der Mittelachse oder schneidet auf ca. 3 cm zurück. Wird der Mitteltrieb nach 8-10 Jahren zu hoch, schneidet man auf eine flachere Seitenverzweigung („ableiten“). Der beste Schnitttermin für Säulenapfelbäume ist im August, dann erfolgt im selben Jahr kein Neuaustrieb mehr und ein nur mässiger im Folgejahr.

Wichtig bei Säulenapfelbäumen ist ein konsequentes Ausdünnen der Früchte Anfang bis Mitte Juni. Die in Büscheln sitzenden Jungfrüchte werden einzeln gestellt. Nur so erreicht man, dass der Baum nicht ins Alternieren gerät (Blüte und Früchte nur jedes 2. Jahr) und die Früchte eine gute Qualität haben.

Birnbäume und Steinobst als Säule
Bei Birnen wachsen nur die Säulenbirnen Decora und Obelisk klassisch eintriebig und aufrecht. Für den Erhalt der schlanken Form pinziert man die Seitentriebe, vor allem im Sommer; Winterschnitt regt den Neuaustrieb an. Eine allenfalls nötige Reduzierung der Höhe nimmt man ebenfalls im  Sommer vor. Beim Steinobst sind es ausgewählte Sorten, die sich durch aufrechten, schmalen, kompakten Wuchs auszeichnen. Bei spezieller Jungbaumerziehung ergeben sich schlanke, eintriebige Baumformen. Einige Sorten verzweigen sich schwach, kurz, flach. Die säulenartige Form hält sich nur durch wiederholte Sommerschnitte.

Viele Gestaltungsmöglichkeiten
Gestalterisch lässt sich Säulenobst im Garten als Einzelbaum, in 3er Gruppe oder als Obsthecke einsetzen. Es eignet sich auch für Topfkultur auf Balkon und Terrasse. Die Gefässe müssen mind. 30 l Volumen haben, je grösser umso besser. Als Substrat sollte eine Mischung aus hochwertiger Kübelpflanzenerde und Obst- und Beerensubstrat verwendet werden. Wichtig ist eine Drainage auf dem Gefässboden, z.B. aus Lecatonkügelchen abgedeckt mit Vlies, um Staunässe zu verhindern. Der Vorteil von Säulenobst im Topf ist, dass man diese „mobilen“ Pflanzen während Regenperioden unter Dach stellen kann, um z.B. Blütenmonilia (Pfirsich, Nektarine, Aprikose) oder Kräuselkrankheit (Pfirsich, Nektarine) vorzubeugen.

Schnittanleitung Säulensteinobst 1-jährig

• 1-jährige Veredelungen (= 1 Hauptrieb) beim Pflanzen auf ca. 1 m anschneiden.
• Später den obersten Austrieb an einem Stab oder Pfahl befestigen. Er bildet die Verlängerung der Mitte.
• Falls sich zu wenig oder keine Seitentriebe gebildet haben, die Mitte im Folgejahr nochmals etwa 30-40 cm über dem letzten Anschnitt bzw. Seitentrieb anschneiden.
• Starke Seitentriebe (Konkurrenztriebe) an der Spitze direkt an der Mitte entfernen.
• Seitentriebe in der 2. Junihälfte einkürzen und im Laufe des Sommers öfters pinzieren (Spitze entfernen). Seitentriebe im unteren Bereich können ca. 30 cm lang sein, im oberen Bereich 10-15 cm.
• Wenn die Säulen ab dem 5./6. Jahr zu hoch werden, nach der Ernte den Mitteltrieb auf der gewünschten Höhe über einem Seitentriebeid
  

Sorten sind z.B. Säulensüsskirsche Sylvia, Säulenzwetschge Liane Topgigant, Säulenpfirsich Grazia, Säulenaprikose Somo. Die neuere Sorte Säulennektarine Alice Col macht eine Vielzahl von Seitentrieben, die man für bessere Pflanzengesundheit (Kräuselkrankheit und Monilia) etwas auslichtet. Die Säulensauerkirsche Jachim, eine Züchtung des Instituts Dresden-Pillnitz, bildet relativ gedrungen wachsende Seitentriebe und blüht und fruchtet am ein- und mehrjährigen Holz. Auch hier kann man mit Sommerschnitt im Juni und August die Form schmaler halten.


Die besten Säulenobstsorten